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 Betreff des Beitrags: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: Mi 18. Mai 2022, 17:16 
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Nevala hechtete den Gang hinunter und wich gerade so einem ihr entgegenkommenden Arrain aus, der ihr einen fragenden Blick hinterher warf.
Kurz vor einer der Schiebetüren machte sie halt, strich ihre Uniform glatt und versuchte, ihren Atem zu beruhigen.
Niemand sollte bemerken, dass sie sich beeilt hatte. Sie durchschritt die sich öffnende Tür und blieb für einen kurzen Augenblick stehen, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Dabei warf sie einen schnellen Seitenblick auf das Chronometer - ein Glück. Sie war gerade noch pünktlich zum Dienstantritt eingetroffen und ihre größte Angst, sich an ihrem dritten Tag zu verspäten, erfüllte sich nicht.
Nevala betrat den geräumigen Maschinenraum, in dessen Zentrum die beeindruckende, kugelförmige Singularität vor sich hin schwebte, wobei sie ihre unmittelbare Umgebung in ein bläulich-grünes Licht tauchte. Die Erein wusste, wo sie hin wollte: Die Überwachung der Plasmaleitungen war ihre heutige Aufgabe. Es mochte keine besonders spannende Tätigkeit sein, aber Nevala machte sich nichts daraus. Sie durfte als Teil der Galae Rihannsu auf einer D'Kazanak-B-Klasse dienen, die zu Aufklärungszwecken und für wissenschaftliche Missionen eingesetzt wurde. Dessen wollte sie sich würdig erweisen.
"Guten Morgen, Erein i'Keirianh", grüßte sie der Chefingenieur und nickte ihr zu. Er war ein bedächtiger, hochgewachsener Rihanha mittleren Alters, der sein Motto "nur keine Hektik" nicht nur lebte, sondern auch ausstrahlte.
"Guten Morgen", antwortete Nevala lächelnd und begab sich an ihre Konsole im hinteren Teil des Maschinenraums. Dort saß bereits ihre Kollegin, Erein Dhivael, die hochkonzentriert eine Datenliste durchging. Für Nevala war Dhivael zum Augenblick noch ein Mysterium. Sie wirkte kühl und distanziert. Ihr Erscheinungsbild war immer perfekt. Keine einzige Strähne lugte aus ihrem schwarz glänzenden Kurzhaarschnitt, der Pony saß wie angeklebt auf ihrer Stirn und schien sämtlichen physikalischen Kräften zu trotzen. Sie hatte grüne, stechende Augen und kam jeden Morgen mit demselben, makellosen Makeup in den Maschinenraum. Manchmal fühlte Nevala sich neben ihr wie ein zerzauster Fvaih. Besonders an diesem Morgen. In aller Eile hatte sie ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, so ordentlich wie es eben möglich war.
In den unteren Abteilungen war allgemein nicht viel über die aktuelle Mission bekannt. Nevala hatte nur aufgeschnappt, dass es um etwas Logistisches ging: Irgendwelches Zeug von einem Ort A zu einem Ort B transportieren. Und so war es nicht verwunderlich, dass die Stunden in Gemächlichkeit verstrichen. Irgendwann erhob sich die Rihanha. Sie wollte sich in die Mannschaftsmesse begeben, doch dazu kam es nicht. Mit einem mal ertönte ein garstiges Geräusch und die Umgebung wurde in das pulsierende, rote Licht des Gefechtsalarms getaucht.
Wenn Chefingenieur khre’Arrain ni’Cradol in Aufregung geriet, dann musste ein größeres Problem vorliegen, schlussfolgerte Nevala. Offenbar bekam er gerade eine Meldung des Riov.
„Ssuay, Rekkhai!“, hörte sie ihn rufen. Dann teilte er in alle Richtungen Befehle aus. Rihannsu liefen hektisch umher wie aufgescheuchtes Federvieh und tätigten Eingaben an den Konsolen. Dhivael neben ihr sah auf einmal gar nicht mehr so hochnäsig aus. Nevala sah Überraschung und Furcht in ihren Augen. Doch es wäre gelogen, zu behaupten, dass es ihr anders ging. Die Saith wurde erschüttert und es fühlte sich an, als würde sie versuchen, gegen irgendeine Kraft anzukämpfen, die stärker war als sie. Alles begann zu vibrieren und Nevala glaubte, ein Ächzen und Knarren aus den Tiefen des Schiffskörpers zu vernehmen. Leise fragte sie sich, wie alt dieses Schiffsmodell war. Alles fühlte und hörte sich so an, als könne die Saith jeden Moment auseinanderreißen.

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Nevala i'Keirianh t'Arissurin - Erein (Softwaretechnik)


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Verfasst: Mi 18. Mai 2022, 17:16 


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 Betreff des Beitrags: Re: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: Mi 18. Mai 2022, 19:32 
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Nevala blinzelte. Das erste, was sie spürte, war ein dumpfer Schmerz in ihrem rechten Handgelenk. Dann merkte sie, dass sie mit der Wange auf dem kühlen, grauen Boden des Maschinenraums lag. Einen Moment lang versuchte sie, sich zu erinnern. Die Erschütterungen hatten stetig zugenommen. Irgendwann hatte sie den Chefingenieur etwas brüllen hören. Sie erinnerte sich an einzelne Wortfetzen. Etwas von Notlandung und „auf den Boden!“
Ja, das war es. Das war das letzte, was sie gehört hatte, bevor sie scheinbar das Bewusstsein verloren hatte. Vorsichtig bewegte sie ihre Glieder und rappelte sich auf. Ein paar Blessuren und Prellungen machten sich bemerkbar, ihre schwerste Verletzung schien jedoch nur ihr schmerzendes Handgelenk zu sein.
„Elemente!“, hörte sie eine aufgebrachte Stimme neben sich. Das war Dhivael, die panisch über ihr Gesicht wischte und das Blut auf ihren Händen begutachtete. Nevala sah sie an und versuchte, sie zu beruhigen: „Das ist nur eine Platzwunde auf deiner Stirn. Es sieht viel schlimmer aus, als es ist.“
Sie sah sich um und wurde des sich Chaos im Maschinenraum gewahr. Einige Rihannsu waren dabei, sich vom Boden oder Konsolen herunter zu schälen, während andere bereits emsig umher liefen, um den Schaden zu überprüfen. Angesichts der funkensprühenden Elemente, zersprungenen Displays und Trümmerteile schien er nicht unbeträchtlich zu sein. Chefingenieur ni’Cradol wurde gerade von einer Mitarbeiterin des medizinischen Personals behandelt. Nevala fragte sich, was geschehen war, wie viele Verletzte es gab. Vielleicht sogar Tote?
„Erein i’Keirianh, Erein el’Jaihen, geht es Ihnen gut?“
Ni’Cradol tauchte unvermittelt vor ihnen auf. Er hatte eine beträchtliche Beule, schien aber mit dem Schrecken davon gekommen zu sein.
Dhivael war bleich wie der Tod, offenbar stand sie unter Schock. Nevala fragte sich merkwürdigerweise genau jetzt, wie der Mann es vollbrachte, sich alle Namen seiner Mitarbeiter zu merken. Das alles sorgte dafür, dass die beiden jungen Frauen ihn anstarrten wie zwei aufgescheuchte Lemminge.
„Ich glaube schon“, antwortete Nevala schließlich. „Mein Handgelenk ist vielleicht gebrochen…oder so was.“
Die medizinische Versorgung ließ eine kleine Weile auf sich warten. Schließlich wurden die beiden Ereins angewiesen, sich an der Überprüfung der neuralen Gelpacks ein Deck über dem Maschinenraum zu beteiligen.
„Wir haben ein verdammtes Glück gehabt, dass uns die Singularität nicht um die Ohren geflogen ist!“, hörte Nevala einen Rihanha sagen, als sie sich vorsichtig ihren Weg durch die Scherben und Trümmerteile bahnten.
Auf dem Weg zum oberen Deck passierten sie ein Panoramafenster, was die beiden Rihannsu dazu brachte, zeitgleich stehen zu bleiben und mit offenen Mündern auf die Szenerie zu starren, die sich ihnen darbot.
„Bei den Elementen…“, stammelte Nevala.
„Was…“, brachte Dhivael nur hervor.
Ein beinahe blendendes Weiß erstreckte sich in schierer Endlosigkeit hinter dem Glasfenster. Riesige, azurblaue Eisblöcke ragten aus dicken Schneeschichten empor, die mancherorts von gewaltigen Rissen durchzogen waren und Abgründe in ungeahnte Tiefen freigaben. Der Himmel über ihnen war vollkommen klar und blau. Hoch oben stand eine Sonne, heller als Eisn, die ungefiltert auf die Schnee-und Eisdecke schien.

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Nevala i'Keirianh t'Arissurin - Erein (Softwaretechnik)


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 Betreff des Beitrags: Re: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: Mi 18. Mai 2022, 19:59 
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Ch'R Saith | Brücke

Das kann…nein, das darf nicht wahr sein!
Riov Venar i’Laehval starrte wie angewurzelt auf den Hauptbildschirm, der eine Eiswüste endlosen Ausmaßes preisgab. Irgendwie hatte er es geschafft, während der Bruchlandung auf dem Sessel des Leih zu verbleiben. Er spürte einen unangenehmen Schmerz im Rücken, der zum Augenblick allerdings sein kleinstes Problem war.
„Ihre Befehle, Riov?“ Die sanfte Stimme der Erei’Riov i’Kelan drang an seine Ohren und entfaltete sofort ihre beruhigende Wirkung. Der Leih löste sich aus seiner Starre und begann, Schadensberichte einzufordern. Er erkundigte sich auf der Krankenstation nach dem Status der Mannschaft, während er gleichzeitig versuchte, sich einen Überblick über das Geschehen auf der Brücke zu verschaffen. Es war eine Reizüberflutung ungeheuren Ausmaßes. Die Daisemi’Maenek erklärte irgendetwas von kleineren Verletzungen, Brüchen, Prellungen, Gehirnerschütterungen und nur fünf schwerverletzten. Keine Toten? Gut, keine Toten!
Die Brücke wies eindeutig zu viele Schäden auf – aus irgendeiner Ecke berichtete Arrain ni’Hei irgendetwas, was er kaum imstande war, aufzunehmen. Er funkte den Chefingenieur an und wollte ihn fragen, wie es um die Singularität stand. Glücklicherweise fiel ihm rechtzeitig ein, dass die Tatsache ihres Überlebens dafür sprach, dass das winzige schwarze Loch im Maschinenraum keinen Schaden genommen hatte. Er fragte den khre’Arrain nach der Lage, während er sich seine schwitzigen Finger in der Armlehne seines Sessels vergruben.
Er war geschockt. Mehr als geschockt. Die Saith war havariert. Abgestürzt. Gestrandet. Aufgelaufen.
Die werden mich falten wie ein Blatt und zu den Altpapierstapeln ins Flottenarchiv schmeißen!
Die Kommunikationsanlage unterbrach seinen inneren Nervenzusammenbruch. An der lauten Stimme vernahm er sofort, dass es sich um niemand anderen als den Chefkoch handelte.
"Rekkhai, was ist passiert? Meine Schnitzel kleben an der Wand und das gute Porzellan und-"
"Eine Art Unfall, um es so auszudrücken, Hanaj", erwiderte Venar.
Für gewöhnlich hatte der Leih eines kleinen Wardbirds wie der Saith keinen Anspruch auf einen persönlichen Koch, Hanaj jedoch war seit vielen Jahren ein enger Freund des Riov. Er hatte jahrelang auf seine Meisterprüfung hingearbeitet, doch aufgrund der einseitigen Natur seiner Kochkünste hatte er sie schlussendlich nicht bestanden. Ein Umstand, den K'haeth nicht gestört hatte, denn ihm schmeckten Hanajs Kreationen. Und so bot er dem Rihanha gerne eine Bezahlung sowie Kost und Logis auf seinem Schiff.
"Unfall?", kam es aus der Sprechanlage.
"Das hat ordentlich gescheppert, Rekkhai."
"Nun...die Saith ist abgestürzt", gab der Riov zu und verkniff sich einen gequälten Gesichtsausdruck.
"Kommen Sie zurecht, Hanaj?"
"Abgestürzt? Nichts, was einen alten Koch aus der Ruhe bringt. Ich fange dann mal an mit aufräumen."
Venar erhob sich von seinem Sessel. Er musste umgehend die Führungsoffiziere zusammentrommeln, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

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Venar i'Laehval tr'Treh'lier - Riov der Ch'R Saith


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 Betreff des Beitrags: Re: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: Do 19. Mai 2022, 18:32 
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Ch'R Saith | Deck 23

„Havarie?“, hörte Nevala einen der Techniker murmeln, während sie sich durch eine Wartungsröhre zwängte. „Hat es überhaupt je ein Riov in der Geschichte der Galae geschafft, eine d’Kazanak-Klasse zu versenken?“
„Ich glaube nicht“, tönte es gedämpft aus der anliegenden Wartungsröhre. „Das Oberkommando wird den armen Leih völlig auseinander nehmen und für den Rest seines Lebens Akten stapeln lassen.“
„Vielleicht gibt’s dafür ja auch eine besondere Auszeichnung. Medaille für die erste Zerlegung eines Typ-B Warbirds in der Geschichte der Raumfahrt“, frotzelte der andere.
Nevala schob sich rückwärts aus der Röhre heraus und landete mit den Beinen wieder im Korridor. Sie sendete die mit dem Tricorder aufgenommenen Daten an den Chefingenieur und schüttelte den Kopf. So viel Arbeit, wie vor ihnen lag, hätte sie bei einem normalen Verlauf der Mission sicher nicht bekommen. Sie würde gewiss viel lernen, aber das war die Verschrottung eines Warbirds dann doch nicht wert.
„Fvadt, da draußen sollen es minus hundertzwanzig Grad sein. Hab’ ich gehört“, bemerkte ein Erein, den Nevala öfters in der Mannschaftsmesse gesehen hatte. Sie fragte sich, was die an Bord ansässige Offizierin des Tal Shiar wohl über den Vorfall dachte. Vermutlich würde sie die Nerven verlieren. Sie hatte gehört, dass sie bereits mehrfach über Führungsstil des Leihs verzweifelt gewesen war. Die Rihanha hatte die Chief of Information Service noch nie zuvor gesehen und irgendwie wollte sie das auch nicht so recht. Tal Shiar. Man hatte das Gefühl, sofort Gegenstand von Ermittlungen zu werden, sobald man einer dieser paranoiden Gestalten über den Weg lief. Man könnte ja ein Deserteur sein. Sicher, Vorurteile, dachte Nevala. Aber niemand von den Militärs konnte sich so recht mit der Anwesenheit des Geheimdienstes an Bord anfreunden. Noch dazu gab es abenteuerliche Erzählungen über erie’Rin Nn’Verih, auf die Nevala allerdings nicht all zu viel geben wollte. Sie fragte sich, ob die Gerüchteküchen anderer Schiffe genauso schnell kochten, wie die der tausend Mann starken Saith.

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Nevala i'Keirianh t'Arissurin - Erein (Softwaretechnik)


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 Betreff des Beitrags: Re: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: Do 19. Mai 2022, 21:24 
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Rivana i’Kelan hatte an dem ausladenden, schwarz glänzenden Versammlungstisch des Konferenzraums platz genommen. Mit verhaltener Neugierde ließ sie den Blick durch die Menge schweifen und versuchte einzuschätzen, was in den Führungsoffizieren vor sich ging. Da war Chefingenieur ni’Cradol, der mit seiner ewigen, stoischen Gelassenheit wie ein Vulkanier wirkte. Sie hoffte, dass die Ruhe, die er ausstrahlte, ein wenig auf die anderen überging.
Der Riov war sichtlich mit den Nerven fertig und bemühte sich nach Leibeskräften, sich diesen Umstand nicht anmerken zu lassen, was ihm mehr oder minder gelang. Doch innerhalb des einen Jahres ihrer engen Zusammenarbeit konnte sie den Mann beinahe lesen wie ein offenes Buch. Schließlich war da noch erie’Rin Nn’Verih. Rivana erwartete eigentlich den vollkommen neutralen Gesichtsausdruck, um den die Tal Shiar stets bemüht war, aber sie wurde überrascht. Da saß die Rihanha am anderen Ende des Tisches, bleich wie der Tod, und starrte gedankenverloren ins Leere. Offenbar stand sie irgendwie unter Schock. Sie war für dafür zuständig, Sabotageakten und derlei Handlungen, die der Regierung schaden könnten, vorzubeugen. Zu diesem Zweck schreckte sie nicht davor zurück, das Schiff mit diversen Überwachungsvorrichtungen zu versehen – natürlich ohne die Kenntnis der militärischen Offiziere. Wenn Unfälle an Bord passierten, fiel es in ihren Zuständigkeitsbereich, ihren Ursachen mit Ermittlungen auf den Grund zu gehen und mögliche Saboteure aufzuspüren. Sie war für die Durchführung von Verhören zuständig und die konnte sie jederzeit ohne Ankündigung durchführen. Gewisse Vorfälle wie Detonationen konnten sich an Bord eines Raumschiffes durchaus ereignen. Manchmal kamen auf Schiffen der Galae auch Morde und andere Gewaltverbrechen vor. Aber dieser Fall war anders. Offenbar entzog es sich der Vorstellungskraft der Rihanha, dass jemand ein derartig großes Schiff während des Vorbeiflugs an einem Planeten auf einer Routinemission zum Absturz brachte. Rivana schlussfolgerte, dass sie heillos überfordert und verwirrt sein musste. Vermutlich passte nichts von dem, was geschehen war, in ihr Weltbild.
„Khre’arrain Ni’Cradol, bitte teilen Sie uns mit, welche Systeme des Schiffs noch funktionsfähig sind.“
Die Stimme des Riov riss sie aus ihren Gedanken und sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Rihanha.
„Nun.“ H’daen ni’Cradol setzte sich ein bisschen aufrechter. Seine Hände verblieben gefaltet auf der schwarzen Oberfläche.
„Die Langstreckensensoren, die Transporter und die Hauptenergieaggregate sind intakt. Die taktischen Scanner und die Kurzstreckensensoren sind stark beschädigt. Was die Schilde, den Steuerbord-und den Backbordantrieb angeht…“ Er machte eine kleine Pause, „sie sind ein kompletter Trümmerhaufen, wenn Sie mir diese saloppe Ausdrucksweise gestatten. Selbst in einer Werft mit allen verfügbaren Ressourcen, würde die Reparatur viele Monate in Anspruch nehmen. Die Saith ist hier gestrandet, Rekkhai. Es tut mir leid, aber wir haben keine Optionen, das Schiff wieder flugtauglich zu machen.“
Für einen Augenblick herrschte Schweigen, dann setzte ni’Cradol seinen Bericht fort: „Die ausbleibende Verbindung zur Außenwelt ist durch starke, elektrostatische Restladungen in der Atmosphäre zu erklären. Mein Team und ich arbeiten an Möglichkeiten, dieses Problem zu umgehen, aber zum Augenblick sind wir noch mit Reparaturen am Kommunikationssystem beschäftigt.“
"Haben Sie bereits eine Theorie für den Grund unseres...Unfalls?", erkundigte sich Venar vorsichtig.
"Leider nicht, Rekkhai", lautete die Antwort.
"Eine Vermutung ist, dass etwas auf der Oberfläche dieses Planeten mit unseren Systemen interferiert hat. Allerdings ist zum Augenblick alles nur Spekulation."
Venar nickte langsam und antwortete nach einem kurzen Augenblick.
„Wir setzen die Langstreckensensoren ein und suchen nach Ressourcen“, beschloss er. „Die Chancen sind zwar gering, aber jede mögliche Energiequelle, die wir finden können, erhöht unsere Überlebenschancen. Khre’Arrain, halten Sie mich über den Status der Reparaturen auf dem Laufenden.“
Der Chefingenieur quittierte den Befehl mit einem kurzen Nicken.
„Ssuay, Rekkhai.“

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Rivana i'Kelan t'Ra'tleifih - Erei'Riov der Ch'R Saith


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 Betreff des Beitrags: Re: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: Fr 20. Mai 2022, 21:26 
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Ch’R Saith | Konferenzraum

Venar verschränkte die Hände hinter dem Rücken und starrte hinaus auf die Eislandschaft. Der Tag dieses Planeten schien sich dem Ende zu zuneigen und die weißen Schneeschichten glitzerten in der untergehenden Sonne. Einzig seine engste Vertraute, erei’Riov i’Kelan, befand sich noch im Versammlungsraum. Er wertschätzte ihre Anwesenheit und ihre Beratungsfähigkeiten enorm. Manchmal fragte er sich, wieso sie nicht irgendwo auf einer D’deridex-Klasse im Einsatz war. Irgendwo, wo die Missionen weitaus verheißungsvoller, ruhmreicher und interessanter waren als die seines kleinen Schiffes.
„Was denken Sie, Rivana, wie schnell wird die Moral der Mannschaft unter der Situation leiden?“, fragte er und drehte sich zu ihr um.
„Nun, Rekkhai, zum Augenblick ist die Lage meinem Eindruck nach ruhig. Machen Sie sich darüber nicht zu viele Gedanken. Die Leute arbeiten auf Hochtouren. Was die Zukunft angeht, so werde ich mich hüten, zu prognostizieren. Sie grübeln so schon zu viel.“
Sie erlaubte sich ein kleines Lächeln.
Venar nickte nur. Sie kannte ihn gut.
„Wissen Sie, es geht mir nicht um das, was mit mir passiert, sollten wir jemals heil hier herauskommen.“
Der Leih pflegte in Gegenwart seines erei’Riov offen über seine Gefühle und Gedanken zu sprechen. Eine Eigenschaft, die nicht unbedingt jeder Rihanha mit ihm teilte.
„Wenn wir es nicht schaffen, den Kontakt zur Außenwelt wieder herzustellen, werden über tausend Rihannsu unter meinem Kommando qualvoll sterben.“
Er warf einen Blick auf den Himmel, der sich binnen weniger Minuten fast völlig verdüstert hatte und fragte sich, welche Temperaturen hier in der Nacht herrschen mussten. Es war unmöglich, dass dieser Planet irgendwelche Lebensformen beherbergte – außer vielleicht ein paar extrem widerstandsfähigen Mikroorganismen. Oder?
„Rekkhai, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie in fatalistische Gedanken abschweifen? Noch ist nichts verloren“, antwortete Rivana sanft und trat neben ihn.
„Sie haben Recht, Rivana“, antwortete er und schämte sich ein wenig. Ein Riov sollte sich nicht in Katastrophenszenarien verlieren!
„Sie sollten sich ausruhen, Rekkhai“, sagte sie. „Sie sind seit einer Ewigkeit auf den Beinen. Der Schlafmangel lässt sie viel nervöser werden.“
Venar entschied, dass ihr Vorschlag ein guter war. Er wünschte seiner Vertrauten eine gute Nacht und machte sich auf den Weg in sein Quartier.

Venars Quartier

Das übliche, leichte Chaos in den Gemächern Venars hatte sich durch die Bruchlandung mindestens verdreifacht. Der Esstisch im Wohnbereich war umgekippt. Die Stühle lagen verteilt im Zimmer, einer davon auf der Couch, die ein gutes Stück von der Wand abgerückt war. Eine Schüssel mit Kartoffelchips hatte ihren Inhalt in Form von zahlreichen Krümeln auf der Auslegeware verteilt. Auch der Schreibtisch in seinem Schlafzimmer hatte seine aufrechte Position nicht halten können. Venar seufzte lautstark. Er hatte nicht mehr die geringste Kraft, um sich mit dem desolaten Zustand seines Quartiers zu befassen. Alles, was er jetzt brauchte, war eine Dusche und sein Bett.
Die Dusche. Venar betätigte hastig jeden Knopf der Ultraschall-Sanitäranlage, doch es tat sich absolut nichts. Glücklicherweise genoss der Riov das Privileg einer Wasserdusche. Er entledigte sich also seiner Kleidung, begab sich zufrieden in den geräumigen Bereich und wies den Computer an: "Dusche aktivieren, mittlerer Druck, etwa dreißig Grad."
Zufrieden wartete darauf, dass die warmen Tropfen seine Haut berührten und ihm die erhoffte Entspannung verschafften. Nach ein paar ereignislosen Sekunden spürte er ein leichtes Kitzeln auf seiner Stirn. Er öffnete entgeistert die Augen und trat neben die Duschbrause. Nicht Wasser, sondern irgendetwas Undefinierbares rieselte durch die Löcher. Es sah aus wie Resinstaub.
Das konnte nicht wahr sein.
Er aktivierte das Waschbecken, doch der erhoffte, nasse Segen blieb aus. Nackt lief er in die kleine Küche, doch auch dort gab es kein Wasser.
Nahezu geschockt stand er da als er realisierte, dass er keine Möglichkeit hatte, sich zu waschen!

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Venar i'Laehval tr'Treh'lier - Riov der Ch'R Saith


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 Betreff des Beitrags: Re: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: So 22. Mai 2022, 16:38 
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Ch’R Saith | Bereitschaftsraum des Leih

Der Schock über die ausbleibende Dusche wurde zumindest durch den Bericht des Chefingenieurs ein wenig geschmälert.
„Sie sagen also, unser Schiff ist nicht das einzige, das hier sein Ende gefunden hat? Können Sie eine Aussage über die Anzahl und der Natur der anderen gestrandeten Schiffe machen?“
„Ie, Rekkhai“, entgegnete ni’Cradol, der vor dem Schreibtisch seines Leihs stand. Venar hatte seinen Bereitschaftsraum so gut es ging von Trümmerteilen befreien lassen und irgendwie erschien ihm der Schreibtisch jetzt sogar ein wenig ordentlicher als sonst. Die Haftnotizen an seinem Bildschirm hatten den Crash wie durch ein Wunder überstanden. Er bemerkte, dass seine Gedanken zu dem Zustand seines Schreibtisches abgeschweift waren, blinzelte kurz und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den khre’Arrain.
„Unsere Langstreckensensoren konnten nur noch Trümmerteile entdecken, die bereits einige Jahrhunderte alt sind. Ich nehme an, dass die Unglückseligen technologisch nicht besonders fortgeschritten waren. Aber wenn ich eine Schätzung abgeben soll: In den letzten zweihundert Jahren sind hier um die hundert Schiffe gestrandet.“
Venar nickte.
„Gut, das deutet darauf hin, dass unsere Havarie eine externe Ursache hat.“
Innerlich freute er sich besonders darüber, erie’Rin Nn’Verih diesen Sachverhalt klarzumachen. Die Tal Shiar suchte noch immer frenetisch nach einem Verantwortlichen für den Unfall und den armen ni’Cradol hatte sie ganz besonders ins Visier genommen.
„Nun zum interessantesten Teil!“, fuhr der Leih fort. Er konnte den Eifer in seiner Stimme kaum verbergen.
„Erzählen Sie mir etwas über die Strukturen, die Sie entdeckt haben.“
„Nun, Rekkhai, etwa dreißig Kilometer von unserem Standort aus konnten wir unterirdische Hohlräume mit einer Gesamtfläche von etwa zehn Quadratkilometern ausmachen. Wir haben ebenfalls einige eutektische Legierungen aus Titan, Wolfram und anderen Metallen entdeckt. Allerdings gestalteten sich die Messungen nicht ganz einfach. Irgendetwas scheint die Auflösung unserer Sensoren zu beeinträchtigen. Es ist allerdings im Bereich des Möglichen, dass sich dort Energiequellen befinden.“
„Das ist eine hervorragende Nachricht“, antwortete Venar.
„Ich werde sogleich den Tribun kontaktieren. Er soll ein paar Marines herüberschicken. Gute Arbeit, khre’Riov.“
Der ruhige Chefingenieur quittierte das Lob mit einem Nicken. „Rekkhai“, sagte er und drehte sich um. Doch in dem Moment fiel dem Leih etwas Wichtiges ein - beinahe hätte er es vergessen!
„Ich befürchte, das Problem mit den Sanitäranlagen könnte die Moral der Mannschaft gefährden“, sagte er.
„Könnten Sie ein paar Mann dafür erübrigen?“
„Ssuay, Rekkhai“, antwortete ni’Cradol. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“
"Danke, khre'Arrain."
Venar spürte einen Anflug leichter Hoffnung. Wenn dieser Ort keine größeren Gefahren barg, konnte er im schlimmsten Fall eine Evakuierungsmöglichkeit bieten. Doch daran wollte er nicht denken. Er betete zu den Elementen, dass die Energie für die Lebenserhaltung ausreichen würde, bis sie das Problem gelöst hatten.

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Zuletzt geändert von Venar am So 22. Mai 2022, 19:28, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: So 22. Mai 2022, 17:29 
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Ch’R Saith | Deck der Marines

Rivana war auf dem Weg zum Tribun, um mit ihm die Details seines Einsatzes zu besprechen. Arglos bog sie um eine Ecke, als sie abrupt stehen blieb. Ihre Augen weiteten sich bei dem merkwürdigen Anblick, der sich ihr bot. Der gesamte Korridor war von einem Pulk aus größtenteils Ereins und Unteroffizieren versperrt. Die Traube verdichtete sich vor einem Eingang. Alle redeten laut durcheinander und zu Rivanas noch größerer Verwunderung hatte jeder Rihanha mindestens ein Handtuch, einen Bademantel und ein paar Schlappen dabei. Das Schnattern klang angespannt und sie ahnte, dass sich hier gerade eine Konflikt anbahnte. So steuerte sie, wenig begeistert, auf eine am Rand stehende Erein zu, die ein großes, pinkes Frotteehandtuch dabei hatte.
„Was ist hier los, Erein?“, fragte sie und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Die junge Frau blickte zu der hochgewachsenen Rihanha auf.
„Die Gemeinschaftsduschen der Marines funktionieren noch, Rekkhai. Das hat sich herumgesprochen. Aber diese geiz…“, sie schluckte das Wort hinunter, „die Marines wollen uns keinen Zutritt gewähren.“
Rivana wollte gerade etwas erwidern, da hörte sie, wie die Stimmen am Eingang zu den Duschräumen lauter wurden.
„Hey! Hey, entspann dich mal!“, brüllte jemand.
Sie bahnte sich ihren Weg durch die jungen Offiziere, die erschrocken beiseite wichen, als sie bemerkten, wer sie war. Vor der Tür kniete ein Hru’Ared zusammengekrümmt auf dem Boden und übergab sich.
„Was ist hier los?“, fragte Rivana und bemühte sich um eine ruhige Stimme, obwohl ihre emotionale Lage dies angesichts der absurden Situation kaum zuließ.
„Er wollte sich gewaltsam Zutritt verschaffen, Rekkhai. Ich habe mich nur vereidigt“, antwortete einer der breit gebauten Marines, die den Zugang zu den Duschräumen versperrten.
„Unser Schiff ist havariert und Sie alle haben nichts besseres zu tun, als sich um die Gemeinschaftsduschen zu prügeln?“, fragte Rivana und orderte einen Sanitäter auf das Deck.
„Bei allem Respekt, Rekkhai, die ganze Militärs meinen, sie hätten einen Anspruch auf unsere Gemeinschaftsdusche, aber dem ist ganz und gar nicht so!“, echauffierte sich einer der anderen Marines.
Während der unglückselige Hru’Ared von dem Sanitäter aus dem Pulk gezogen wurde, setzte sich der Diskurs fort.
Elemente, passiert das gerade wirklich?, dachte Rivana im Stillen. Sie wollte nicht einmal den Tribun, geschweige den Leih mit dieser Angelegenheit behelligen. Die erei’Riov stemmte die Arme in die Hüften und holte tief Luft.
„So, alle Mann zurück auf ihre Stationen oder in die Quartiere! Der Leih hat dafür gesorgt, dass man sich um das Problem mit den Sanitäranalgen kümmert und so lange müssen Sie sich eben mit repliziertem Wasser waschen, ist das klar?!“, brüllte sie, sodass selbst der hinterste Rihanha ihre Worte deutlich vernahm.
„Ich will so etwas nie wieder erleben müssen!“, setzte sie nach.
Dann wendete sie sich an den Marine, der den Hru’Ared geschlagen hatte.
„Ich würde es begrüßen, wenn Sie meine Offiziere nicht so zurichten“, sagte sie. „Ich darf ja wohl erwarten, dass sich eine solch banale Angelegenheit ohne den Einsatz physischer Gewalt regeln lässt. Und sorgen Sie sich nicht, das werde ich dem Hru’Ared auch mitteilen.“
Mit diesen Worten drehte sie sich um und setzte ihren Weg zum Tribun fort.
Der Pulk setzte sich unter enttäuschtem Gemurmel in Bewegeung und strömte in Richtung des Turbolifts.

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Rivana i'Kelan t'Ra'tleifih - Erei'Riov der Ch'R Saith


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 Betreff des Beitrags: Re: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: So 22. Mai 2022, 20:02 
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Ch'R Saith | Deck 43

Jegliche Hoffnung auf eine schöne Dusche war geplatzt wie eine große, schillernde Seifenblase, die über einem herrlich duftenden Schaumbad schwebte. Und das nur, weil die Marines so unkollegial waren. Missmutig verließ Nevala den Turbolift und überlegte, wie viel Wasser man mit einem Schwung vom Replikator anfordern konnte.
Nach zwei Minuten des Laufens bemerkte sie, dass ihr die Umgebung nicht vertraut war. Mit einem Seufzen suchte sie nach einem Schiffsplan an der Wandverkleidung. Diese waren in regelmäßigen Abständen an den Korridorwänden angebracht. Wie auch ihren anderen, neuen Kollegen passierte es durchaus, dass sie sich auf dem Schiff ab und an verlief. Sie bog in eine Ecke ein und seufzte erneut – Sackgasse. Gerade wollte Nevala weiter gehen, da bemerkte sie eine eingesunkene Gestalt, die am Ende des Ganges saß, die Beine angewinkelt, den Kopf auf die Knie gelegt. Neben ihr lag ein Padd. Vorsichtig näherte die Erein sich der Gestalt und stoppte jäh, als sie die Uniform erkannte. Das konnte niemand anderes sein als erie’Rin Nn’Verih, die einzige Person an Bord, die eine Tal Shiar Uniform trug. Unschlüssig blieb Nevala stehen. Für gewöhnlich lieferte sie sich immer ein Versteckspiel mit der Rihanha. Sobald sie irgendwo auftauchte, schlich Nevala sich um eine Ecke oder verschwand durch eine Tür und wartete in sicherer Deckung, bis die Tal Shiar fort war. Jedes Mal, wenn der Lift irgendeinen Zwischenhalt machte, hielt sie die Luft an, in der Befürchtung, Nn’Verih könnte zusteigen. Eine Fahrstuhlfahrt, alleine, mit dieser Frau? Der Horror! Doch jetzt gerade sah es so aus, als bräuchte die Agentin Hilfe. Vermutlich hatte sie noch niemand in dieser entlegenen Ecke der Saith entdeckt. Nevala haderte mit sich selbst und tat schließlich ein paar vorsichtige Schritte auf die Rihanha zu. Nein, es wäre einfach nicht richtig, sie so hilflos sitzen zu lassen.
Die Tatsache, dass ein Padd unbeaufsichtigt neben ihr lag, zeugte davon, dass etwas nicht stimmte. Niemals würde sie so fahrlässig mit ihren Arbeitsunterlagen umgehen.
„Erie’Rin Nn’Verih?“, fragte Nevala vorsichtig, doch die Agentin rührte sich nicht.
„Erie’Rin?“, versuchte sie es ein weiteres Mal und legte der Frau vorsichtig die Hand auf die Schulter. Ein gewaltiger Schrecken jagte ihr durch alle Glieder, als eiskalte Finger sie am Handgelenk packten und es fest umschlossen. Nn’Verih drehte ruckartig den Kopf und starrte sie aus zwei blutunterlaufenen, von Schatten umrahmten Augen an, die in dem blassen Gesicht besonders hervorstachen.
„Was ist los?!“, fragte die Tal Shiar und sprang auf, wobei sie Nevala noch immer festhielt. Sie taumelte leicht und stützte sich an der Wand ab. Eine Sekunde später sah sie voller Entsetzen das Padd auf dem Boden, hob es auf und überprüfte es.
„G-geht es Ihnen gut?“, stammelte Nevala.
Zwei müde Augen durchbohrten sie mit einem eiskalten Blick.
„Was machen Sie hier, Erein?!“
„Ich habe nur…ich dachte, vielleicht brauchen Sie Hilfe.“
Nevala spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss und ihr Herz zu rasen begann. Diese Frau war von Kopf bis Fuß einfach unheimlich.
„Ich brauche keine Hilfe, Erein. Gehen Sie weiter. Oder wollen Sie verhört werden?“
„Was? Nein, Rekkhai!“, entgegnete Nevala und ihre Stimme rutschte mindestens eine Oktave höher.
„Oh. Was war das?“
Nn’Verih baute sich vor ihr auf, so gut ihr das noch möglich war.
„Das klingt ja so, als hätten Sie regelrecht Angst vor dieser Option. Haben Sie etwas zu verbergen?“
„Bitte? Nein, n-natürlich nicht!“
„Ihre Reaktion spricht eine andere Sprache. Gehören Sie zufällig zum Team von khre’Arrain ni’Cradol?“
„Ie, Rekkhai.“
Es fühlte sich an, als würde ihr Puls auf Warp 9 beschleunigen.
„Hervorragend, heute scheint mein Glückstag zu sein. Mitkommen.“
„Aber erieR…“
„MITKOMMEN! Ich sage das nicht noch einmal. Sie gehen vor.“
Nevala biss sich auf die Unterlippe und schluckte mühselig die Tränen hinunter, die sich ihren Weg bahnten. Diese Blöße wollte sie sich auf keinen Fall geben.
Na großartig…nächstes Mal überlege ich es mir zweimal, ob ich helfe!
Gerade hatte sie den Gedanken beendet, da hörte sie ein dumpfes Plumpsen hinter sich. Es war die Tal Shiar. Sie lag reglos am Boden, das Padd einen Meter neben ihr. Nevala seufzte und verständigte die Krankenstation.

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 Betreff des Beitrags: Re: Unter dem Gefrierpunkt 1
BeitragVerfasst: Mo 23. Mai 2022, 20:38 
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(Die Marines)

Zwei Reiahrin, das waren fünfzig Soldaten, materialisierten in den Eingeweiden der mysteriösen, unterirdischen Struktur, welche die Scanner der Saith entdeckt hatten. Die Reiahrin, welche ihre Befehle direkt von je einem Optio erhielten, positionierten sich entsprechend, um alle vier Raumrichtungen überblicken zu können. Eine Aufgabe, die sich als nicht ganz einfach entpuppte, denn sie fanden sich inmitten einer gewaltigen Halle vor, deren Ausmaß mindestens zwei oder drei Quadratkilometer betragen musste. Unter ihren Stiefeln glänzte ein pechschwarzer Boden, in denen sich die Marines in ihren Kampfanzügen widerspiegelten. Nicht nur der Boden, auch die Wände und die Decke des gewaltigen Raums bestanden aus einem dunklen Material. Doch angesichts dessen, was vor den Rihannsu emporragte, war es kaum möglich, das Augenmerk auf diese Details zu legen. Mitten in dem Raum stand ein gigantisches Gebilde, das in etwa die Form eines rihannischen J oder terranischen U besaß. Staunend starrten die Soldaten für einen Augenblick an dem Objekt empor, das fast die ganze Halle ausfüllte. Es war mit Sicherheit größer als die Saith. Seine dunkle Hüllenverkleidung fügte sich nahtlos in die Umgebung ein und wies auf den ersten Blick eine schroffe Struktur auf. Der Optio überlegte und entschied, dass man die gewaltige Struktur vorsichtig umrunden sollte. Bei ihren Ausmaßen wäre eine Aufteilung zu riskant, da seine Leute dadurch zu weit voneinander getrennt würden.
Die Umrundung verlief weitestgehend ereignislos. Auf der anderen Seite des mutmaßlichen Schiffes befand sich jedoch ein großes Tor, das zunächst außerhalb des Blickfelds der Marines gewesen war. Vorsichtig näherten sie sich dem Durchgang. Eine interessante Tatsache war, dass die Halle von einem kalten, strahlenden Oberlicht erhellt war – wenn auch nur schwach. Dies bedeutete das eindeutige Vorhandensein einer Energiequelle.
Der Optio aktivierte seinen Kommunikator, um dem Riov Bericht zu erstatten.
„Laut unserer mobilen Scanner ist die Luft atembar, Rekkhai. Zusammensetzung: achtzig Prozent Stickstoff, 19,5 Prozent Sauerstoff und 0,5 Prozent Edelgase. Die Temperatur ist stabil bei etwa zehn Grad“, vermeldete er.
„Keine Auffälligkeiten wie Viren, Bakterien oder andere Biotoxine. Dennoch wäre eine genaue Untersuchung ratsam.“
„Verstanden, Optio“, drang Venars Stimme brüchig aus dem Kommunikator. Die Verbindung war nicht die beste, aber weitestgehend stabil.
Inzwischen hatten die Marines ein Terminal neben dem Tor untersucht und festgestellt, dass die Schriftzeichen einer vollkommen fremdartigen Sprache angehörten, über die es vermutlich keinerlei Einträge in den Schiffsdatenbanken gab. Offenbar war eine Bedienung des Terminals vonnöten, um das mysteriöse Tor zu öffnen.

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